Yoga gegen Trauer: Der Tod eines geliebten Menschen, eine plötzliche Katastrophe, das Ende einer Beziehung. Jeder hat von uns schon einmal Trauer erfahren, der eine mehr, der andere weniger. Am liebsten würden wir wohl alle auf diese Emotion und Leiden verzichten, doch leider ist in unserem Dasein Verlust unverzichtbar. Unsere Identität und unser Selbstgefühl werden durch Trauer erschüttert, wir erleiden unglaubliche Schmerzen. Die persönliche Hölle ist hiermit eröffnet.Und trotzdem brauchen wir die Trauer, denn sie ist ein enorm wichtiger Verarbeitungsprozess. Wie Yoga gegen Trauer helfen kann und wie es diesen Prozess positiv unterstützen kann, lest ihr hier.
Inhaltsverzeichnis
1Was versteckt sich hinter der Trauer?
Die Trauer ist ein Prozess, um Trennungsschmerz oder den Verlust eines Menschen zu verarbeiten und die innere Loslösung zu unterstützen. Wichtig ist es, als Betroffener diesen Prozess zuzulassen. Versucht man die Trauer zu beschleunigen oder zu unterdrücken, bringt das oft Spätfolgen mit sich und kann der Gesundheit schaden.
Das wohl Schlimmste ist der Tod eines Menschen. Zu Beginn fühlen wir uns meist leer, können nicht weinen, lassen keine Gefühle zu. Unser Gehirn versucht die Nachricht zu verarbeiten, wir befinden uns in einer Art Schockstarre. Doch dann kommt er, der Schmerz. Wie eine Welle rollt er über uns hinein, reißt uns mit, die Emotionen von Wut bis hin zum Dauerweinen rücken in den Vordergrund. Die Symptome sind unterschiedlich. Oft können wir nichts essen, nicht schlafen, meiden den Kontakt zur Außenwelt, lassen keinen an uns heran. Obwohl es wie ein Widerspruch klingt, ist es wichtig in der Trauerphase zu lachen und Freude trotzdem zuzulassen. Denn das eigene Leben hat schließlich noch einen Sinn und das muss sich der Trauernde vor Augen führen.
2Trauer in 4 Phasen
Trauer unterteilt sich meist in vier Phasen: In der ersten Phase der Trauer wollen wir es ‚nicht wahrhaben‘. Kurz nachdem uns die Nachricht erreicht hat, wollen wir die Situation leugnen. Der erste Gedanke ist meist „Das ist doch wohl ein Witz. Das muss ein Missverständnis sein“. Die Phase hält oft nur eine kurze Zeit an und wird begleitet von Schlafstörungen, Herzrasen, Schwitzen und körperlichem Unwohlsein.
In der zweiten Phase überrollen uns die Emotionen. Zorn, Wut, Aggression, Einsamkeit, Verlustschmerz usw. werden die neuen Begleiter. Manch einer spürt aber auch Freude bzw. Erleichterung, wenn zB. jemand gestorben ist, der schon lange gelitten hat. Was einen in dieser Phase am meisten beschäftigt sind oft Schuld und schlechtes Gewissen.
Hätte man es verhindern können? Ist man selber daran Schuld?
Unzählige Fragen und Schuldzuweisungen schwirren nun durch den Kopf. Die Schuldzuweisungen können sich in soweit manifestieren, als das sie zu Depressionen oder gar Suizidgedanken führen. Die Wut richtet sich meist gegen Dritte. Es ist wichtig, diese Gefühle in der zweiten Phase zuzulassen und sich gegebenenfalls Hilfe zu suchen, um in die dritte Phase zu gelangen. In diesem Stadium geht es um das Loslassen. Der Verlust wird akzeptiert, die betroffene Person setzt sich mit den Erinnerungen auseinander, um Abschied zu nehmen und die Verbindung noch einmal intensiv zu spüren.
Idealerweise hat man sich in der dritten Phase mit dem Verlust abgefunden. Viele Betroffene leben in einer Art Traumwelt. Sie lassen das Zimmer so wie es ist oder decken den Tisch für den Verstorbenen weiterhin mit. Diese Phase sollte jedoch nicht zu lang anhalten, sonst bleibt der Betroffene in dieser Traumwelt stecken und lässt die Realität nicht mehr zu.
Die letzte Phase führt zur Akzeptanz. Die eigene Beziehung zur Welt, zum Leben und anderen Menschen wird wieder aktiv gestaltet, die Realität hat einen zurück. Dem Trauernden ist bewusst, dass Verluste zum Leben dazugehören und startet eine Art Neuanfang.
Natürlich verarbeitet jeder den Verlust anders für sich und auch kann man leider nicht pauschal sagen, wie lange Trauer anhält. Wichtig ist aber, dass wir die Trauer brauchen, um Widerstandskräfte zu entwickeln und uns ernsthaft selbst zu reflektieren. Nur wer resilient ist, also eine psychische Widerstandskraft besitzt, wird die nächste Trauer besser verarbeiten können.
Trauer weckt zum einen fast immer eine natürliche Widerstandskraft, die uns hilft, erschütternde Verluste nicht nur unbeschädigt zu überstehen, sondern – und das ist ihre „andere Seite“ – reifere und reflektiertere Menschen zu werden – George A. Bonanno, Psychologe
3Wie kann Yoga gegen Trauer helfen?
Die Trauer vermittelt uns ein Verständnis für Vergänglichkeit. Erst durch einen Verlust wird uns bewusst, wie kostbar das Leben ist und wie schnell es vorbei sein kann. Auch wenn der Mensch auf Vieles einen Einfluss hat, die Ursache unseres eigenen Todes (außer beim Suizid) können wir nicht beeinflussen. Wir wissen nicht wann es passiert. Ähnlich verhält es sich mit einer Trennung. Auch wenn es ‚Warnzeichen‘ gibt, welche wir oftmals nicht wahr haben möchten, ist die Trennung erst einmal ausgesprochen, haut sie uns trotzdem mit voller Wucht um.
Hat einen die Trauer ereilt und wurde der Verlust realisiert, fühlen wir uns oft allein gelassen und versinken in ihr. Gerade deshalb ist es wichtig die Trauer zuzulassen, um sich mit der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen und zu seinem wahren Selbst vorzudringen. Yoga und Meditation können bei dem Prozess des ‚sich Selbst finden und mit sich eins werden‘ helfen.
Das Yogasutra bildet hierbei die Grundlage des Prozess. Wir müssen für uns herausfinden, welche Kräfte uns schwächen, um gegen sie vorzugehen und unseren Geist wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Egal für welchen Yogastil man sich entscheidet, bei allen steht die Achtsamkeit und die Fähigkeit, etwas selbsttätig in seinem Leben bewirken zu können, im Vordergrund und damit ist Yoga gegen Trauer ein echter Seelenheil. Balance-Übungen können zum Beispiel die Selbstsicherheit stärken. Auch helfen Asanas dabei, sich für eine gewisse Zeit auf andere Gedanken zu konzentrieren. Der Trauernde sollte ebenfalls konstant seine Yogaeinheiten ausführen, um wieder Halt zu bekommen und Ordnung in sein Leben zu bringen.
Auch hilft Yoga dabei, seinen eigenen Körper bewusst zu spüren. Das Herz schlägt, der Atem fließt, das Blut läuft durch unsere Adern. Der Trauernde macht sich damit bewusst, dass er sich selbst aktiv im Leben befindet und nimmt sich selber wahr. Durch Yoga kann die Lebensenergie fließen, regelmäßiges Üben liefert eine neue Beständigkeit.
Es ist egal, welche Asanas man tatsächlich ausführt und wie lang und intensiv man trainiert. Viel mehr kann Yoga die Phasen der Trauer positiv unterstützen indem es dem Betroffenen dabei hilft, sich wieder selbst zu erden, sich bewusst wahrzunehmen und seinen Alltag ins Gleichgewicht zu bringen. Auch wenn uns die Trauer wohl alle irgendwann einmal einholen wird ist es wichtig sie zuzulassen und trotzdem nach vorn zu schauen.
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Vielen Dank für eure abwechslungsreichen Posts! Es ist immer wieder etwas Interessantes oder Hilfreiches dabei! Macht weiter so!
Hi, ich bin selbst Yogalehrerin und kann bestaetigen, dass Yoga hilft Trauer zu bewaeltigen. Mein Mann starb vor 2 Jahren und dank Yoga war ich immer geborgen getragen von einer Welle.