Unsere tägliche Verdauung ist schon ein interessanter Prozess, dem wir oftmals viel zu wenig Aufmerksamkeit schenken. Erst wenn es im Bauch zwickt oder wir uns förmlich überfressen fühlen, schauen wir etwas genauer hin und greifen genauso schnell zu Mittelchen aus der Apotheke. Doch viele Beschwerden, die mit der Verdauung einhergehen, können ganz einfach mit natürlichen Kräutern aus der Natur gelindert werden. Und tatsächlich muss man dafür nicht einmal auf dem Land leben, um an die Pflanzen heranzukommen. Was also für unsere Urgroßeltern noch selbstverständlich war, haben wir heute durch den veränderten Lebensstil mehr und mehr vergessen. Damit ihr nun aber nicht extra Oma anrufen müsst, haben wir für euch eine kleine Kräuterliste zusammengestellt.
Eine schlechte Nachricht gibt es jedoch: Der Kräuterschnaps nach dem Essen zählt leider nicht dazu. Dahinter verbirgt sich tatsächlich nur ein Mythos.
Inhaltsverzeichnis
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1Kräuter für die Verdauung: Die Verdauung kurz erklärt
Los geht es mit der Verdauung, sobald der erste Bissen im Mund landet. Durch das Kauen wird die Nahrung zerkleinert und mit Speichel vermischt. Der enthält das Enzym Amylase, welches die Aufgabe hat, die aufgenommenen Kohlenhydrate zu verdauen. Im Magen wird nun die Nahrung mit der Magensäure vermischt. Da die Magensäure sehr aggressiv ist, können so Keime und Bakterien abgetötet werden, welche vielleicht mit der Nahrung aufgenommen wurden. Spezielle Enzyme werden ebenfalls im Magen freigesetzt und kümmern sich um die Verdauung der Eiweiße.
Aus der Nahrung ist mittlerweile ein Brei geworden, welcher in den Dünndarm gelangt. Durch seine Länge wird der Dünndarm in verschiedene Abschnitte eingeteilt. Im Zwölffingerdarm, welcher den ersten Abschnitt bildet, findet nun der wichtigste Teil der Verdauung statt. Hier wird nämlich die Nahrung vollständig in ihre kleinsten Bestandteile aufgespalten. Aus Fetten werden nun Fettsäuren, aus Eiweißstoffen Aminosäuren und aus Kohlenhydraten Glukose. Die Wand des Dünndarms nimmt die Nährstoffe auf und gibt sie weiter an die Blut- und Lymphgefäße, welche die Nährstoffe zur Leber weiterleiten. Der Organismus wird so mit Energie versorgt.
Der Rest vom Nahrungsbrei enthält jetzt nur noch Flüssigkeit und unverdauliche Bestandteile. Er gelangt weiter in den Dickdarm, wo sich zahlreiche Mikroorganismen befinden, welche dem Brei weitere Stoffe entziehen. Im Mastdarm wird dem Brei schließlich das Wasser entzogen und im Enddarm wird er für die Ausscheidung vorbereitet.
2Kleine Kräuterkunde – Eine Übersicht über Kräuter für die Verdauung
Kräuter sind in der Naturheilkunde nichts Neues und werden schon sehr lange als natürliche Alternative zu synthetischen Medikamenten eingesetzt. Gerade bittere Kräuter, welche bei spezifischen Krankheiten des Verdauungstrakts eingesetzt werden, bringt man oft mit dem Namen Hildegard von Bingen in Verbindung. Viele bittere Pflanzen finden sich heut sogar in unserem Speiseplan wieder. Dazu gehören zum Beispiel Chicorée, Rucola oder Radicchio. Gerade die bitteren Kräuter wirken sich nicht nur positiv auf die Verdauung sondern auch auf Magen, Leber, Nieren, Blase und Herz aus. Die bitteren Kräuter regen vor allem die Produktion des Magensafts an.
In der ayurvedischen Gesundheitslehre sagt man auch, dass die bitteren Kräuter das Denkvermögen verbessern und das Gehirn sowie die Nerven stärken. Wie schon zuvor erwähnt, sind bei der Verdauung viele Organe tätig, um die Nahrung komplett zu zerlegen. Die Kräuter können den Prozess der Verdauung insofern unterstützen, als das sie Bitterstoffe oder pflanzliche Säuren enthalten, welche zum Beispiel die Produktion der Verdauungssäfte ankurbeln. Wieder andere Kräuter regen die Durchblutung der Magenschleimhäute oder generell die Stoffwechselaktivität an. Gerade die Bitterstoffe, welche in den meisten natürlichen Verdauungsmitteln enthalten sind, haben alle eine ähnliche Wirkung auf den Organismus: Sie regen den Speichelfluss an, verbessern den Leberstoffwechsel, erhöhen die Magen- und Darmperistaltik und fördern den Gallenfluss.
Aus vielen Heilpflanzen werden ebenfalls ätherische Öle hergestellt, welche zum Beispiel bei Magen- und Darmbeschwerden krampflösend wirken, den Gallenfluss anregen, Blähungen lindern oder die Produktion von Magensaft regulieren. Kräuter wie Pfefferminze, Oregano, Kümmel oder Anis enthalten diese Ölverbindungen. Aber schauen wir uns doch einige Kräuter einmal genauer an!
1Kräuter für die Verdauung: Fenchel-Anis-Kümmel
Wahrscheinlich hat jeder von uns mindestens einmal diese Teesorte zuhause gehabt. Alle drei Gewürze sind schon seit Jahrhunderten bekannt und wachsen noch heute in Klostergärten. In der Küche werden sie auch gern als Zutaten beim Kochen eingesetzt. Doch wenn es um die Verdauung geht, sind es vor allem die ätherischen Öle, welche alle Drei enthalten. Die Öle sitzen in den Samen der Pflanzen. Fenchelsaat wirkt krampflösend, entspannend sowie antibakteriell. Anis regt die Magensaftproduktion an und löst ebenfalls Krämpfe. Kümmel wirkt stark entblähend. Gerade die drei Gewürze als Teekombination helfen ideal bei Übelkeit, Blähungen, Krämpfen und Koliken.
2Kräuter für die Verdauung: Basilikum
Tatsächlich zählt der Basilikum ebenfalls zu den Kräutern, welches sich positiv auf die Verdauung auswirkt, auch wenn er oftmals nur aus der italienischen Küche bekannt ist. Auch beim Basilikum spielen die ätherischen Öle wieder eine wichtige Rolle. Das Gewürz lindert Blähungen, beugt Verstopfungen vor und besänftigt Bauchschmerzen. Im Reformladen findet man Basilikumöl, ansonsten macht sich frischer Basilikum natürlich hervorragend zum Kochen.
3Kräuter für die Verdauung: Kamille
Schon im alten Ägypten kamen die gelben Blüten vielfältig zum Einsatz. Auch ihr wichtigster Inhaltsstoff ist ihr ätherisches Öl, wenn es um die Verdauung geht. Es wirkt entzündungshemmend und krampflösend. Außerdem hemmt es Bakterien, welche für Verdauungsbeschwerden verantwortlich sein können. Die Kamille wirkt gegen Blähungen und Sodbrennen. Geht es um die Verdauung, bietet sich eindeutig ein frischer Kamillentee an. Aber auch die Fertigprodukte aus dem Supermarkt können den Verdauungsbeschwerden entgegenwirken.
4Kräuter für die Verdauung: Ingwer
Die ätherischen Öle sowie Scharfstoffe, welche im Heilmittel Ingwer enthalten sind, haben einen positiven Effekt auf die Verdauung. Ein frischer Ingwertee wirkt entspannend und entkrampfend für den Magen. Er lindert eine gereizte Magenschleimhaut und bringt ebenfalls die Darmflora auf Trab. Auch lässt sich Ingwer gut in der Küche als Gewürz in Speisen einsetzen.
5Kräuter für die Verdauung: Löwenzahn
Für Viele ist der Löwenzahn nur ein Unkraut, doch in Wirklichkeit ist er ein absolutes Allround Talent, wenn es um die Gesundheit geht. Er regelt nicht nur die Verdauung, sondern kann bei Rheuma helfen, Nierensteine auflösen und chronische Hautleiden lindern. Geht es um die Verdauung, hat die Pflanze einen positiven Effekt auf sämtliche Organe, welche an dem Verdauungsprozess beteiligt sind. Er steigert die Produktion vom Magensaft, regt den Appetit an und wirkt krampflösend. Löwenzahn kann als Tee, als Salat, als Presssaft oder als Extrakt eingesetzt werden.
6Kräuter für die Verdauung: Beifuß
Der Beifuß ist ein relativ unscheinbares Kraut, welches vor allem an Wegrändern und auf Brachflächen wächst. Oft ist er durch seinen Einsatz bei der Zubereitung der Weihnachtsgans bekannt. Beifuß ist ein gutes Gewürzkraut, welches sich vielfältig in der Küche einsetzen lässt. Durch seinen bitteren und würzigen Geschmack eignet er sich gut für fettreiche Gerichte. Als Heilkraut wurde Beifuß schon in der Antike verwendet. Heute wird Beifuß vor allem bei Magen- und Darmbeschwerden verwendet. Hierfür bietet sich der Beifußtee an. Er lindert Galle- und Leberbeschwerden, Übelkeit, Blähungen und fördert die Verdauung.
7Kräuter für die Verdauung: Schafgarbe
Die Schafgarbe wird bei uns auch als Tausendblatt bezeichnet und kann überall wild gefunden werden. Die Pflanze besteht vor allem aus ätherischen Ölen, Bitterstoffe und Gerbstoffen. Die Schafgarbe wirkt verdauungsfördernd, entkrampfend, antibakteriell und schmerzlindernd. Die Pflanze wird besonders gern bei Durchfall, Völlegefühl, Appetitlosigkeit und bei einer Magenschleimhautentzündung eingesetzt. Auch bei Menstruationsbeschwerden ist die Schafgarbe ein gutes Mittel, um die Schmerzen zu lindern. Auch deshalb wird es unter anderem als Frauenkraut bezeichnet.
Für die Verdauung bietet sich die Pflanze als Tee an.
8Kräuter für die Verdauung: Wermut
Wermut ist vor allem in flüssiger Form, nämlich als Schnaps bekannt. Neben dem Enzian weist der Wermut in Europa die höchste Bitterkraft auf. In der Küche passt Wermut gut zu fettreichen Speisen. Ein bekanntes Getränk, in dem Wermut enthalten ist, ist der Absinth. Doch schon in der Antike wurde Wermut ebenfalls als Heilkraut gegen Krankheiten eingesetzt. Er wirkt krampflösend, antiseptisch und antibakteriell. Ebenfalls schützt Wermut die Leber, regt den Appetit an, fördert die Verdauung sowie die Durchblutung. Fettige Mahlzeiten macht er leichter verdaulich und wirkt Blähungen entgegen. Auch hier bietet sich die Pflanze wieder in Form von Tee an. Wer schwanger ist, sollte jedoch nicht auf Wermut zurückgreifen, da er frühzeitige Wehen auslösen kann. Ebenfalls sollte man auf Wermut verzichten, wenn man stillt, da er Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann.