Als ich vor rund 10 Jahren mit meiner Yogapraxis begann, standen für mich immer die körperlichen Asanas im Vordergrund. Ich liebte besonders die dynamischen Power Yoga Stunden, in denen ich wunderbar meine Muskulatur auf ganzer Ebene kräftigen und dehnen konnte. Nach und nach erfuhr ich, dass auch die richtige Atmung, Meditation und sogar Ernährung zu den Säulen des Yoga gehörten.
Inhaltsverzeichnis
1Ernährung und Yoga? Wie passt das zusammen?
Während meiner Vinyasa Power Yoga Ausbildung befasste ich mich zum ersten Mal intensiv mit der yogischen Ernährung und fiel fast vom Glauben ab. Seit mehr als anderthalb Jahren ernährte ich mich nach dem frisch aus den USA zu uns in den deutschsprachigen Raum herüberschwappende Clean Eating Konzept, nur um festzustellen, dass die Yogis vor mehreren Tausend Jahren bereits ein sehr ähnliches Ernährungskonzept verfolgten und es in der Hatha Yoga Pradipika niederschrieben.
Das faszinierte mich so sehr, dass ich immer tiefer in das Studium einstieg und viele Gemeinsamkeiten zwischen dem modernen Ernährungskonzept Clean Eating und der yogischen Ernährungslehre erkannte. In meinem Buch „EAT TRAIN LOVE – Ganzheitlich gesund mit Clean Eating und Yoga“ habe ich all diese spannenden Erkenntnisse einfließen lassen. Im heutigen Beitrag teile ich einen kleinen Ausschnitt in Form meiner besten Tipps davon mir dir.
2Sorge mit deiner Nahrung für einen gesunden Körper und einen klaren Geist!
Sowohl die cleane als auch die yogische Ernährungsweise verfolgen zwei Hauptziele: Sie sollen dich zu einem gesunden Körper und einem klaren Geist führen! Nicht umsonst heißt es: Du bist, was du isst! Unsere Nahrung spielt eine extrem wichtige Rolle, wie wir uns den gesamten Tag über fühlen. Wählst du schwer verdauliche, fettige Nahrung als deine Mahlzeit, fühlst du dich hinterher träge, bekommst eventuell Sodbrennen oder einige Tage später sogar Hautunreinheiten. Hingegen kennst du sicher auch das gute Gefühl, wenn du wunderbar leicht und zugleich nahrhaft gegessen hast und dich richtig energiegeladen und gestärkt fühlst. Deine Nahrungsentscheidung ist verantwortlich für diesen unterschiedlichen Effekt auf deinen Körper und deinen Geist!
In der yogischen Ernährung kommt zusätzlich noch das Ziel des guten Karmas – insbesondere in Verbindung mit vegetarischer, gewaltfreier Ernährung – hinzu. Eine entsprechende körperliche Fitness, innere Ruhe und ein gutes Gewissen sollen uns optimal auf die Yogapraxis und Meditation vorbereiten.
3Iss so natürlich wie möglich!
Das wesentliche Prinzip des Clean Eating ist, deine Nahrung so frisch, natürlich und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Frisches Obst, Gemüse, Bohnen, Nüsse, Linsen, echte Vollkornprodukte und Fleisch, Eier, Milchprodukte sowie Fisch aus artgerechter Tierhaltung sind die Grundbausteine der cleanen Mahlzeiten. Auf Konservierungsstoffe, künstliche Aromen, Geschmacksverstärker, Industriezucker etc. wird dabei verzichtet. Das entspricht dem Reinheitsprinzip des Yoga ziemlich genau. Natürlich waren in der Zeit von Patanjali noch keine künstlichen Nährstoffe bekannt, doch selbst wenn hätte er sie mit Sicherheit nicht gutgeheißen! Stattdessen wird in beiden Ernährungsweisen die Reinheit (Clean) immer wieder betont und fließt in jede Mahlzeit ein.
4Verzichte auf bzw. reduziere tierische Lebensmittel!
Dieser Aspekt wird stärker in der yogischen Lehre gelebt, wo eine rein vegetarische oder sogar vegane Lebensweise empfohlen wird. Das Grundprinzip dahinter heißt „Ahimsa“ – die Gewaltlosigkeit! Es ist eine yogische Lebenseinstellung, anderen Lebewesen nicht unnötig Gewalt zuzufügen. Dazu gehört auch, keine Tiere zu quälen oder zu töten.
Im Clean Eating sind tierische Lebensmittel grundsätzlich erlaubt und werden von der Begründerin Tosca Reno auch als gute Proteinquellen empfohlen (mageres Fleisch, Quark, Kefir, Körniger Frischkäse etc.). Ich persönlich ersetze diese tierischen Produkte jedoch gern durch cleane Alternativen wie z.B. Nussmilch statt Kuhmilch oder esse sie zumindest sehr ausgewählt und bewusst. Die Qualität sowie die Tierhaltungsbedingungen müssen für mich bei Fleisch, Fisch, Eiern und tierischen Milchprodukten einfach stimmen, sonst verzichte ich lieber und esse vegan oder vegetarisch, was meinem Körper sehr gut bekommt.
5Halte dich an die sattvige Ernährung!
Die Philosophie des Yoga besagt, dass unsere Welt aus drei wesentlichen Qualitäten besteht – den drei Gunas, die es uns ermöglichen, die Natur in all ihren Formen zu beschreiben. Die drei Gunas nennen sich:
- Rajas (Aktivität, Bewegung)
- Tamas (Trägheit, Dunkelheit)
- Sattva (Leichtigkeit, Harmonie, Reinheit)
Diese drei Qualitäten sind in unterschiedlicher Stärke in allem vorhanden – in dir, in mir wie auch in unserer Nahrung. Daher kann jedes Nahrungsmittel in eine der drei aufgezählten Gruppen eingeteilt werden. Auch hierbei kannst du erstaunliche Parallelen zum Clean Eating entdecken, wenn wir uns die 3 Gruppen einmal genauer ansehen.
Rajasige Nahrung macht unseren Geist unruhig und führt zu Nervosität.
Zu dieser Gruppe gehören besonders Industriezucker, Kaffee, Weißmehlprodukte und Eier. Zu schnelles, unachtsames Essen ist ebenfalls rajasig. Lebensmittel dieser Gruppe sollten nach Empfehlung auf ein Minimum reduziert werden.
Die zweite Nahrungsmittelgruppe – die tamasige Nahrung – entzieht unserem Körper Energie und führt zu Trägheit. Faule, unreife oder überreife Lebensmittel wie Obst und Gemüse, aber auch Fleisch, Fisch, Knoblauch und Alkohol gehören in diese Gruppe. Gleichermaßen wird übermäßiges Essen als tamasig bezeichnet. Es wird empfohlen, komplett auf diese Nahrungsmittel zu verzichten.
Die einzige vollkommen gesunde Nahrung ist die sattvige Nahrung. Sie ist nährstoffreich, leicht verdaulich und gibt Energie und Klarheit für den Geist. Es handelt sich dabei um frisches Obst, Gemüse, Trockenobst, Salate, Linsen, Naturjoghurt, Milch, frische Butter, Weizen, Roggen, Gerste, Haselnüsse, Mandeln, Vollkornreis und Honig. Die sattvigen Lebensmittel sollten natürlich auch qualitativ hochwertig und so frisch wie möglich sein. So fördern sie Gesundheit und Wohlbefinden, was wiederum dem Geist und der Seele zugutekommt. Was im Yoga in den sattvigen Nahrungsmitteln zusammengefasst wird, entspricht im Clean Eating weitestgehend den natürlichen, frischen und unverarbeiteten Lebensmitteln.
Aus der Gruppe der sattvigen Lebensmittel darfst du dich als Yogi reichlich bedienen. Je frischer, unbehandelter und natürlicher, umso besser ist es für deine Ernährung. Gleichzeitig werden wir in der yogischen Ernährungslehre aufgefordert, herauszufinden, was uns persönlich am besten bekommt. Es heißt: Dein natürlicher Instinkt wird dir helfen, die für dich richtigen Nahrungsmittel zu finden! Genauso lebe und liebe ich das Clean Eating Konzept! Ich halte mich an die empfohlenen Lebensmittel und probiere in diesem weiten Experimentierfeld aus, was mir besonders gut bekommt und was ich äußerst gern esse. Mit dieser Einstellung sorge ich am besten für meinen Körper und stelle sicher, dass meine Nahrung mich auch auf geistiger und seelischer Ebene während meiner Yogapraxis beflügelt.
6Genieße dein Essen in Dankbarkeit!
Über den Aspekt der Dankbarkeit in puncto Ernährung spreche ich persönlich am liebsten, denn ich halte ihn für so wichtig, dass ich ihm ein eigenes Kapitel in meinem Buch EAT TRAIN LOVE gegeben habe. Sowohl im Clean Eating, wie ich es lebe, als auch in der Yogalehre lässt sich die Dankbarkeit als Grundlage unserer Nahrung wiederfinden. Wir können noch so clean, frisch, natürlich und tierleidfrei essen, es hat keinerlei positive Wirkung auf unseren Körper und unsere Psyche, wenn wir keine Dankbarkeit für unsere Nahrung empfinden. Das beginnt bei der bewussten Auswahl aller Lebensmittel, geht über die Art der Zubereitung und die würdevolle Essenszeremonie bis hin zum ausgiebigen Kauen und Genießen mit allen Sinnen. Nahrung ist und bleibt Liebe. Im Yoga als auch im Clean Eating. Und das ist doch die Hauptsache, oder?