Ayurveda und Yoga? Vor allem der Yoga hat in den letzten Jahren einen unglaublichen Boom in Europa erlebt und die Zahl der regelmässig praktizierenden Yogis steigt täglich. Viele beginnen die physische Praxis zunächst um sich besser und fitter zu fühlen oder um die leidigen Rückenschmerzen loszuwerden. Auch bei mir war das so. Die ersten Stunden habe ich in einem Fitnessstudio genommen. Yoga war damals auf in der bayrischen Landidylle noch ein richtiges Fremdwort. Die Geräte fand ich langweilig, Aerobic albern, Yoga hingegen super. Ab da war es ein fester Bestandteil in meinem Leben, egal ob auf Reisen oder während des Studiums. So fing das an, mit dem Ayurveda und Yoga.
[amazon box=”342629110X” template=”horizontal”]Nach einiger Zeit merkte ich, dass ich mich nicht nur beweglicher sondern auch ausgeglichener, glücklicher und entspannter fühlte. Ich war total fasziniert und wollte unbedingt mehr wissen. Der nächste logische Schritt war daher eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Yoga Philosophie, die weitaus mehr als körperliche Verrenkungen auf der Matte zu bieten hat. So stiess ich unweigerlich auch auf den Ayurveda. Diesen Prozess können wahrscheinlich viele Yogis nachempfinden und ich kann mir vorstellen, dass es einigen ähnlich ergangen ist.
Meiner Meinung nach handelt es sich bei dem Aufeinandertreffen von Ayurveda und Yoga aber nicht um einen Zufall, sondern zeigt wie tief die Verbindung dieser beiden Systeme wirklich ist.
In diesem Artikel möchte ich dir die gemeinsamen Ursprünge und Verflechtungen näher bringen und zeigen, wie du den Ayurveda ganz leicht in deine tägliche Yogapraxis integrieren kannst.
Inhaltsverzeichnis
1Gemeinsamer Ursprung in der vedischen Tradition
Sowohl für den Ayurveda als auch für den Yoga lassen sich die ersten Erwähnungen und Ursprünge in den Jahrtausende alten vedischen Texten finden. Schon dort werden sie immer wieder in einen gemeinsamen Kontext gestellt und es strotzt nur so vor Querverweisen.
Der Ayurveda umfasst in seinem ganzheitlichen medizinischen Ansatz auch Bewegung, Meditation und Atemübungen und bezieht sich dabei auf die unterschiedlichen Praktiken des Yoga. Neben den Asanas bietet der Yoga zahlreiche Empfehlungen für eine gesunde Lebensführung. Die verschiedenen Reinigungstechniken und viele Ernährungsempfehlungen finden ihre Ursprünge wiederum im Ayurveda.
Natürlich haben sich mit der Zeit und durch die unterschiedlichen Strömungen viele Ansätze auch auseinander entwickelt oder mögen erstmal gegensätzlich erscheinen, im Kern verfolgen sie aber stets eins: in der eigenen Balance ausgeglichen Leben!
2Ayurveda und Yoga haben die gleichen Ziele
Ayurveda und Yoga streben Gesundheit, Achtsamkeit, Zufriedenheit und Ausgeglichenheit an. Übersetzt man das Wort „Yoga“ aus dem Sanskrit so bedeutet dies so viel wie Vereinigung oder Verbundenheit. Damit ist die Verbindung von Körper, Geist und Seele gemeint. Asanas, Pranayama und Meditation dienen als unterschiedliche „Werkzeuge“ um sich diesem Zustand anzunähern und ihn letztendlich zu erreichen. Dies soll uns mit unserem Atma, unserem ICH, wahren Selbst oder unserer inneren Identität in Verbindung bringen und Bewusstsein dafür schaffen.
Ayurveda bedeutet hingegen die Wissenschaft des Lebens und setzt sich konkret mit der täglichen Lebensführung auseinander. „Ayu“ bedeutet aber nicht nur „Leben“, sondern auch „lebendes Wesen“ und umfasst in diesem Begriff alle Facetten des Menschen, also den physischen, feinstofflichen und spirituellen Körper. Nur, wenn sich all diese Facetten im Einklang und Balance miteinander befinden ist ein vollkommener Gesundheitszustand erreicht.
Zudem bilden im Ayurveda die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha ein wichtiges Kernstück. Diese drei Bioenergien setzen sich zu einer Gesamtheit zusammen, machen unser Wesen aus und wir benötigen die ausgeglichene Verbindung aller drei um gesund leben zu können.
Es zeigt sich also, dass beide Systeme neben dem Fokus auf ein gesundes Leben auch die Verbindung zum höheren Selbst und die Verbindung von Körper, Geist und Seele als essenzielle Bestandteile sehen.
3Kernstücke beider Disziplinen
Der klassische Yoga basiert auf den folgenden acht Stufen:
- Yama (Kontrolle)
- Niyama (Disziplin)
- Asana (Übung)
- Pranayama (Atmung/Zurückhaltung der Lebensenergie)
- Pratyahara (Rückzug der Sinne)
- Dharana (Konzentration)
- Dhyana (Meditation)
- Samadhi (Erleuchtung)
Die drei Grundsäulen des Ayurveda umfassen folgende Bereiche:
- Nahrung
- Gesunder Schlaf
- Lebensenergie/Sinnlichkeit/Lebensfreude
Beide Systeme erfordern durch ihre Leitsätze eine gewisse Disziplin und bewusste Lebensentscheidung zur Umsetzung. Beispielsweise empfehlen sowohl Ayurveda als auch Yoga das Aufstehen vor dem Sonnenaufgang, regelmässiges Selbststudium, Achtsamkeit gegenüber Mitmenschen und Natur, sowie ein einfaches Leben.
Ein weiterer Begriff, den beide Systeme als integralen Bestandteil sehen ist „sauca“, die innere und äussere Reinigung. Der Ayurveda beinhaltet eine Vielzahl von ausleitenden Verfahren, die Körper, Geist und Seele reinigen und von Ama (gift-ähnliche Schlacken, die sich im Körper ansammeln und feinstoffliche Energiekanäle blockieren können) zu befreien. Die Asanas im Yoga sowie verschiedene Kriyas (yogische Reinigungstechniken) können dies wunderbar unterstützen.
4Tipps wie du Ayurveda und Yoga verbinden kannst
Abschliessend möchte ich dir ein paar einfache Empfehlungen an die Hand geben, wie du ganz unkompliziert ein paar Ayurveda Basics in deine Yoga Praxis integrieren kannst, um diese durch dieses wunderbar ganzheitliche Gesundheitssystem noch mehr zu bereichern.
1. Starte den Tag mit einer ayurvedischen Morgenroutine
Beginne den Tag mit einem einfachen Reinigungsritual in Form von Ölziehen, Zungeschaben und dem Trinken von warmen Zitronenwasser. Befreit von den nächtlich anfallenden Stoffwechselprodukten und angeregt durch die warme Flüssigkeit am Morgen lässt es sich anschliessend mit einem viel besseren Gefühl meditieren und Atemübungen lassen sich befreit durchführen.
2. Kenne deine persönliche Konstitution
Auch auf der Yogamatte macht es Sinn sich seiner eigenen Konstitution bewusst zu sein. Du bist ein feuriger Pitta Typ, der Vinyasas und abenteuerliche Handstand-Variationen liebt? Vielleicht würde dir als Ausgleich eine beruhigende Yin Yoga Variante gut tun. Du bist ein gemütlicher Kapha Typ, der am liebsten die ganze Stunde in der Haltung des Kindes oder in Savasana verbringen würde? Wie wäre es mit einer etwas fordernder und aktiveren Flow Klasse? Oder bist du ein flattriger Vata- Typ, der das Gemeinschaftliche und Kreative im Acro-Yoga total geniesst? Da würde zwischendurch sicherlich eine ausgleichende Restorative Stunde gute Dienste leisten.
3. Gehe mit dem Wandel des Jahres- und Tagesrhythmus
Auch der Jahres- und Tagesrhythmus wird aus ayurvedischer Sicht jeweils von einem Dosha massgeblich geprägt. Seine Yogapraxis entsprechend den Jahreszeiten anzupassen hat einen positiven Effekt auf Körper, Geist und Seele, macht achtsam für die Natur und hilft Imbalancen, die durch Wetter- und Temperatureinflüsse entstehen sanft auszugleichen.
Das gleiche gilt natürlich auch für den Tagesrhythmus – sowohl auf als auch fernab der Yogamatte im Alltag.
4. Setze Dosha-spezifisch ätherische Öle in deiner Yogapraxis ein
Ein nicht ganz so bekannter Bestandteil der ayurvedischen Medizin ist die Aromatherapie. Durch das Ansprechen des Geruchssinn kannst du eine ausgleichende Wirkung auf die Doshas zusätzlich unterstützen:
- Vata spricht vor allem auf Sandelholz, Ylang Ylang und Lavendel an.
- Pitta beruhigt sich durch Lemongrass, Rose und Minze.
- Kapha wird durch Zitrusfrüchte, Ingwer und Bergamotte angeregt.
Du kannst diese ätherischen Öle mit einem neutralen flüssigen Basisöl mischen und auf die Haut tupfen oder in pur ein paar Tropfen in eine Duftlampe geben. Mittlerweile gibt es auch viele Dosha spezifische Öle zu kaufen.
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Ein wunderbarer Artikel, der endlich in von jemanden der das Know-How hat diese beiden wunderbaren Disziplinen zusammen bringt! Fabelhaft geschrieben!
Vor allem das er auch die Aromatherapie mit ins Spiel bringt, einfach fabelhaft 🙂
Viele Grüße von
Daniel und Jens
Das passt! Stimmt! Auch viele Erkrankungen die sich auf die Doshas und die Gunas anwenden lassen…
Danke, ich finde des Artikel auch super.