Menschen mit Behinderung – ob nun körperlich oder geistig – sind oft nicht nur eingeschränkt in ihren Bewegungen, sondern auch besonders sensible Menschen. Yoga kann gerade für Menschen mit Handicap oder chronisch Kranke eine großartige Art sein, das Selbstbewusstsein auf- und Ängste abzubauen, den Körper zu stärken, neues Gleichgewicht und Entspannung zu finden. Viele Bewegungen, die vorher nicht denkbar waren, werden plötzlich möglich, Konzentrationsschwächen werden abgebaut und ein positives Gefühl für den eigenen Körper und die eigenen Fähigkeiten entsteht.
[amazon box=”3732346382″ template=”horizontal”]Yoga ist – in je angepasster Form – für alle Menschen möglich und bringt enorme Vorteile mit sich. Wichtig ist vor allem, einen guten Yogalehrer zu finden, der Erfahrungen hat und individuell Hilfe leistet, dass man Vertrauen zu ihm fassen kann und dass er in der Lage ist, die Asanas entsprechend der jeweils besonderen Fähigkeiten zu modifizieren.
Inhaltsverzeichnis
1Warum „Defizite“ nicht vom Yoga abhalten lassen sollten
Bewegungen, die man vorher nicht für möglich gehalten hat, innere Ruhe, die endlich einkehrt, körperliche und geistige Entspannung – das sind die Erfahrungen, die viele Menschen mit Behinderung beim Yoga machen. Konzentration, Atmung, Balance – das sind die wichtigsten Bausteine der Übungen. Es sind manchmal ähnliche Effekte wie beim freien und ungezwungenen Tanzen oder Singen:
Yoga hilft dir dabei, loszulassen, einmal ganz bei dir zu sehen, frei, tief in dich versunken.
Klar gibt es Asanas, die vielleicht nicht für jeden so einfach zu schaffen sind. Doch jede Haltung, jede Übung lässt sich entsprechend der Fähigkeiten und dem Level des Schülers anpassen.
2Yoga für Menschen mit Behinderung: Der richtige Yogalehrer
Viele Yogahaltungen sind einfach, einige für manche Menschen etwas zu schwierig und zu komplex. Ein guter Yogalehrer, der Stunden für Menschen mit Behinderung anbietet, sollte zum einen eine spezielle Weiterbildung absolviert und im besten Fall schon Erfahrungen in dem Bereich gesammelt haben. Wichtigste Eigenschaft ist die Sympathie. Daher lohnt es sich, eine Schnupperstunde zu absolvieren oder im Voraus mit dem Lehrer zu sprechen. Dann lässt sich leichter feststellen, ob der Yogalehrer in der Lage ist, sich seine Schüler hineinzuversetzen und sie individuell begleiten zu können.
Die Yogahaltungen, die in den Stunden geübt werden, sollten sich von denen in „normalen“ Stunden insofern unterscheiden, dass sie einfacher sind und langsamer, achtsamer ausgeführt werden. Spezielles Yoga-Zubehör, wie Yogablöcke, Yogagurt oder auch ein einfacher Stuhl, kann dabei schon eine großartige Hilfe und Unterstützung sein. Außerdem sind die Gruppen in der Regel kleiner, damit der Yogalehrer besser auf den einzelnen eingehen und Hilfestellungen leisten kann.
Der Yogastil, der in den Stunden ausgeübt wird, kann je nach Studio und Lehrer variieren. In der Regel ist das Hatha Yoga die bevorzugte Form.
3Was erwartet dich beim Yoga für Menschen mit Behinderung?
Gute und empathische Yogalehrer schauen sich vorher an, welche Bedürfnisse ihre Schüler haben, welche Voraussetzungen sie mitbringen und was ihre Erwartungen an die Stunden sind: Stehen Bewegung und die Kräftigung im Vordergrund oder eher die Entspannung, die Meditation? Meist vereinigt der Lehrer in der Stunde beide Elemente.
Vor allem wird es darum gehen, bestimmte Bewegungen mit der Atmung zu koordinieren. Zunächst stehen einzelne Körperteile im Vordergrund, nachher werden die Bewegungen miteinander verknüpft.
Das Gute am Yoga ist: Anders als bei Teamsportarten übst du Yoga zwar in der Gruppe, doch du bist nicht auf andere angewiesen und umgekehrt. Es geht hier allein um dich. Du kannst so weit gehen, wie es für dich persönlich möglich und sinnvoll ist.
4Vorteile und Wirkungen vom Yoga für Menschen mit Behinderung
Yoga bringt natürlich prinzipiell für jeden Menschen eine Menge an Vorteilen mit sich, sowohl körperlich als auch geistig. Doch gerade Menschen mit Behinderung leiden oft unter ihren Einschränkungen, ihren körperlichen Defiziten, den Blicken der anderen und den direkten oder indirekten Folgen ihrer Behinderung. Yoga kann dann magische Kräfte entwickeln, die nachhaltige Auswirkungen haben:
- Plötzlich sind Bewegungen möglich, die vorher nicht denkbar waren
- Yoga lässt dich zur Ruhe kommen und stellt dich selbst in den Mittelpunkt
- Gut für die Gesundheit – körperlich als auch seelisch
- Positives Gruppenerlebnis
- Pusht dein Selbstbewusstsein und verbessert die Lebensqualität
- Yoga stärkt auf sanfte Art Flexibilität, Balance, Kraft und Ausdauer
- Gut zum Aufbau von Muskeln, Gelenken, Sehnen und Bändern
- Reduziert Stress und Ängste
- Macht Geist und Kopf klar und frei
- Mildert Schlafprobleme
Yoga kann vor allem für besondere Menschen, die durch ihr Handicap im Leben eingeschränkt sind, ein sinnvoller Weg sein, ihre Defizite zu überwinden, bislang ungeahnte Fähigkeiten an sich zu entdecken und neue Kraft, Mobilität und Selbstbewusstsein zu schöpfen. Der Geist wird entspannt und gleichzeitig angeregt, was wiederum die Konzentration und den inneren Stress reduziert.
Somit kann Yoga – vor allem langfristig – tatsächlich die Lebensqualität enorm verbessern.
Hi Anne.
Super Artikel und vorallem Danke dafür, dass damit einmal die schillernde Yogawelt verlassen wurde und in die Welt derer Yoga Eintritt findet die ebenso von Yoga profitieren können. Eine intensive Auseinandersetzung mit den Ursachen, dem Verlauf und den Kontraindikationen chronischer Erkrankungen ist hier meiner meinung nach sehr wichtig. Yogalehrer bewirken bereits sehr viel. Sie bringen Bewusstsein, Bewegung und Verantwortung in den Körper und den Geist der Menschen. Um die Menschen mit Bandscheibenvorfällen, Gelenkerkrankungen, Gelenkersatz, chronischen Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vielen anderen Beschwerden sicher zu begleiten, kann der Kontakt zu medizinischen Berufen hilfreich sein.
Einen Artikel darüber wie wir sicherer im Umgang mit diesen “Patienten” werden können findest du hier:
http://www.ohmyyogi.de/yoga-schmerzen-yogalehrer-verantwortung/
Liebe Grüße Helen
Hallo, ich suche schon seil Langem eine Möglichkeit Yoga zu machen aber ich habe vor 2 Jahren eine
totale Endoprothese im linken Knie bekommen. Ich möchte nicht knieen. Ich habe es vorsichtig versucht aber es ist, als ob ich auf einem Knopf kniee. Also lasse ich es. Einige Übungen habe ich nach einer CD versucht zu machen. So richtig ist es mir nicht gelungen. Ich möchte auch nichts riskieren.
Mit freundlichen Grüßen
Beate Bautz
Lirbe Beate Bautz,
ich bin Physiotherapeutin und angehende Yogalehrerin (BDY/EYU) und sitze gerade an meiner Recherche für meine Yoga-Abschlussarbeit,in der es um Yoga (und Yogalehrer/-innen) mit Einschränkungen gehen soll. Da ich selbst Probleme mit den Hüftgelenken habe, habe ich auch einen persönlichen Bezug dazu.
Falls du magst,kontaktiere mich doch gerne dazu,vielleicht kann ich dir da weiterhelfen.
Herzliche Grüße! Andrea Joppien aus Berlin
Liebe Beate,
ich habe aufgrund einer durchgemachten Polio einige orthopädische Probleme. Nach einem Arterienverschluß und einem gesetzten Stent in der Hüfte ist ein Bewegungstraining angebracht. Meine rechte Seite ist wesentlich schwächer und ich kann nicht ohne mein linkes Bein stehen. Bis zum Knie habe ich rechts keinen Muskel, und die Abschwächung der Muskulatur setzt sich nach oben fort. Wie du siehst ist es für mich, aber auch Physiotherapeuten schwierig, damit umzugehen. Knie und Hüfte sind sehr empfindlich. Da du dich sowohl in der Physiotherapie wie auch im Yoga auskennst, hast du vielleicht einen Tip.
Liebe Beate,
ich kann gut verstehen, dass du nichts riskieren möchtest! Viele Asanas können aber auch im Sitzen auf dem Stuhl abgewandelt werden. Ich unterrichte in Berlin Yoga für Menschen mit Körperbehinderung und habe auch eine Audio-CD zum Üben zu Hause. Vielleicht magst du mal auf meiner Homepage vorbei schauen:
http://www.yoga-barrierefrei.de.
Gerne kannst du mich bei Fragen auch direkt kontaktieren.
Viele Grüße aus Berlin
Katja Sandschneider