Wenn du darüber nachdenkst, einen großen Schritt in deinem Leben zu tun oder eine drastische Veränderung zu wagen und dir nicht sicher bist, ob du es wirklich tun sollst, dann ist dieser Artikel genau für dich.
Ich möchte heute darüber sprechen, was du tun kannst, wenn du vor einer wichtigen Entscheidung in deinem Leben stehst und Zweifel hast, ob du es machen sollst, weil es eine große Veränderung in deinem Leben bedeutet und viel davon abhängt. Ich war vor einigen Jahren in dieser Situation, und ich möchte dir kurz meine Geschichte erzählen, damit du weißt, was mir dabei geholfen hat, mich zu entscheiden.
Inhaltsverzeichnis
1Vom Investment Analyst zum Yogalehrer
Ich habe 2009 nach meinem Universitätsabschluss begonnen, bei einer sehr bedeutenden Investmentgesellschaft zu arbeiten. Damals habe ich so ziemlich das höchste Einstiegsgehalt bekommen, das man erhalten konnte nach der Uni. Geld war aber nicht der einzige Faktor für diesen Job, ich war auch interessiert an der Finanzwelt und am dazugehörigen Lifestyle. Mein Plan war, dort zu arbeiten, bis ich 30, 35 Jahre alt sein würde. Ich wollte gutes Geld verdienen, einen interessanten Job und einen tollen Lifestyle haben.
Ich habe in der Phase damals viel gelernt, es war eine tolle Zeit und ich habe sie anfangs sehr genossen.
Nach einem Jahr hatte ich das Gefühl, dass ich etwas für mich tun musste und ich habe dann einen Yogakurs in Indien gemacht. Als ich wieder zurück nach Deutschland kam, habe ich mit der Yogapraxis weitergemacht und es war so eine erfüllende Erfahrung. Ich hatte mit der Zeit das Gefühl, dass ich noch tiefer in das Ganze eintauchen und mehr lernen möchte. Ich hatte dieses Bedürfnis und etwas in mir hat mich gezogen und ich habe angefangen, mich zu fragen: Will ich diesen Job wirklich den Rest meines Lebens machen? Will ich meine wertvolle Zeit damit verbringen?
Was den materiellen Komfort und die finanzielle Sicherheit betrifft – ja, natürlich. Aber nachdem ich beim Yoga dieses innere Wohlbefinden gefühlt habe, das überhaupt nicht abhängt von irgendwelchen externen Dingen, habe ich realisiert, dass mich mein damaliger Job nirgendwo hinführen wird. Ich habe mir vorgestellt, wo ich in zehn Jahren sein werde, und da war mir klar, dass dieser Job für mich persönlich, für mein Wohlbefinden und mein persönliches Wachstum nicht die beste Option war. Und somit habe ich die Entscheidung getroffen zu kündigen und nach Indien zu gehen – ohne zu wissen, wie lange.
2Eine Entscheidung: Drei wichtige Fragen
1) Stell dir vor, du liegst auf deinem Sterbebett. Was würdest du dir wünschen hättest du in deinem Leben getan?
Bei einer schwierigen Entscheidung gibt es meist viel Druck von unterschiedlichen Seiten: Von der Gesellschaft als Ganzes, von deiner Familie (auch wenn sie das vielleicht nicht so deutlich sagen), von deinen Freunden und eigentlich von dem ganzen Netzwerk, das man sich aufgebaut hat. Es kann wirklich schwer sein, aus dem Ganzen auszubrechen.
Auch für mich war es sehr schwierig. Vor allem, was meine Eltern betraf, denn ich wusste, dass es für sie schwer sein würde, nicht zu wissen wohin mich mein Weg führen würde und was ich machen werde. Ich wusste, dass sie sich sehr viele Sorgen machen würden.
Es war sehr hart für mich. Ich habe mir dann aber Folgendes vorgestellt: Ich liege in 50, 60 Jahren auf meinem Sterbebett und blicke zurück auf diesen Tag, auf diese Situation, in der ich mich entscheiden musste. Welchen Weg würde ich mir wünschen, gegangen zu sein?
Dann war mir klar: Wenn ich nicht diesem inneren Ruf folgen würde, dann würde ich das immer bereuen. Ich würde immer zurückblicken an diesen Punkt und mich fragen, was passiert wäre, wenn ich doch diesen Weg gegangen wäre. Aber ich hätte es nie herausgefunden. Ich hätte mich immer gefragt: Was wäre gewesen, wenn…
2) Was würde ich tun, wenn meine Eltern nicht mehr hier wären?
Diese zweite Frage, die ich mir gestellt habe, klingt vielleicht für viele von euch sehr hart, aber ich habe das Gefühl, dass es gerechtfertigt ist, sie in manchen Momenten zu stellen.
Diese Frage gibt dir eine Idee davon, was du in deinem Leben wirklich machen möchtest, wenn du nicht diesen Druck und die Erwartungen von außen hättest. Ich möchte damit nicht sagen, dass man immer so leben sollte, als hätte man keine Beziehungen zu anderen Personen und als wäre man alleine; aber wenn es um fundamentale Entscheidungen geht, dann kann es manchmal sehr hilfreich sein, sich diese Frage zu stellen. Also: Was wäre, wenn deine Eltern oder die Personen, die dich auf irgendeine Art und Weise unter Druck setzen, nicht mehr hier wären? Was würdest du dann tun?
3) Was würde ich in meinem Leben tun, wenn ich die einzige lebende Person auf dieser Erde wäre?
Das ist eine weitere Frage, die vermutlich noch viel extremer ist. Doch die Antwort darauf zeigt dir ganz deutlich, welche Dinge du genießt und welche Dinge du trotzdem tun würdest, obwohl es dafür kein Geld, keine Prestige oder sonstige externe Faktoren geben würde. Es gibt dir also eine sehr klare und pure Antwort darauf, was du wirklich in deinem Leben machen willst.
Als ich mir diese Fragen stellte, wusste ich, dass ich diesen Weg gehen musste, um dessen Potential zu erforschen. Ich wusste, dass es meine Eltern oder andere Personen vielleicht zu Beginn nicht verstehen würden oder anderer Meinung sein würden – doch dass sie schlussendlich das möchten, was gut für mich ist. Manchmal weißt du selbst besser, was gut für dich ist und dann musst du das auch verfolgen, auch wenn andere Menschen das in dem Moment nicht verstehen.
3Was tun, wenn Zweifel kommen?
Niemand ist 24 Stunden am Tag glücklich und vielleicht kommen Momente, in denen dann doch plötzlich Zweifel aufkommen, nachdem du den Schritt gewagt hast. Dich für einen Weg zu entscheiden ist natürlich erst der Beginn der Reise. Du hast einen Weg vor dir und es wird bestimmt manchmal hart. Es wird viele Momente geben, in denen du unsicher sein wirst, ob es wirklich die richtige Entscheidung war. Wie geht man mit diesen Zweifel um?
Nachdem ich nach Indien gezogen bin, hatte ich eine tolle Zeit dort – aber es war auch nicht immer einfach und ich hatte ab und zu Zweifel. Und selbst heute noch in meiner Zeit als Yogalehrer kommen ab und an mal Zweifel. Dabei hat mir immer geholfen, mich zu erinnern, warum ich mich für diesen Weg entschieden habe. Es ist, als würdest du einen Berg besteigen. Du weißt, du möchtest auf die Spitze, aber du weißt auch, dass der Weg dorthin hart sein kann. Dabei musst du dich immer wieder daran erinnern, warum du das überhaupt machst. Habe dieses „Warum“ immer bereit – schreibe es auf, wenn du den Schritt wagst, so kannst du später darauf zurückkommen. Also auch, wenn du dich nicht super fühlst, erinnere dich daran, dass du weißt, wo der Kern deiner Freude und deiner Erfüllung ist und lasse dich nicht von den alltäglichen oberflächlichen Dingen ablenken.
Ich wünsche euch allen, die sich in einer schwierigen Situation befinden oder vor einer schwierigen Entscheidung stehen, das Beste.
Wenn dir der Artikel gefallen hat, schreib gerne ein Kommentar! Ich würde mich freuen!
Liebe Grüße aus Konstanz,
Fabian Merkle
(Gründer von Soul of Yoga)
Hi Fabian, sehr schön geschrieben! Die 3 Fragen finde ich sehr wirkungsvoll und konkret formuliert, richtig gut. Den Punkt mit dem “Druck” von außen kenne ich auch gut. Selbst, wenn es niemand böse meint: die Fragen, Meinungen und das “Gesellschaftsbild” von der Norm sind einfach da. Ermutigend finde ich, dass du den Punkt mit den Zweifeln nach der Entscheidung angesprochen hast. Die kommen auch bei mir. Darüber zu reden finde ich dann unglaublich hilfreich, weil im Gespräch (mit der richtigen Person) meistens andere Impulse kommen.
Hallo Fabian, vielen Dank für diesen Artikel. Ich werde ihn ausdrucken und Menschen, die Entscheidungsprobleme haben empfehlen. Ich selbst bin nur einen Kompromiss eingegangen. Nur noch 12 Stunden Job und dafür unterrichte ich Yoga und biete Ayurveda Massagen an. Das ist mein wahrer Schatz. ???? Aber ich bin stolz das ich diesen Weg gegangen bin und mehr Lebensqualität habe. Alles ist möglich wenn man es nur will.
Hallo
Dein Artikel hat mir gut gefallen, aber ich teile deine Auffassung nicht unbedingt. Ich werde versuchen dir zu erklären warum.
In erster Linie, gibt es im Leben viele Sachen die wir zwar mögen, aber die nicht zu uns passen – egal wie sehr wir uns das wünschen. Ein Beispiel aus meinem Leben: ich war als Kind sehr groß und schwer, aber ich wollte unbedingt zum Ballett. Zwar habe ich mich diesbezüglich bei meinen Eltern durchgesetzt, aber schon die ersten Stunden haben gezeigt, dass ich niemals , leicht wie eine Feder, auf den Zehenspitzen über die Bühne den sterbenden Schwan tanzen werde. Später ging es weiter mit Musik machen. Meine Freunde hatten eine Musikband und ich wollte Gitarre spielen. Ich kann die Noten aber kaum unterscheiden. Ein totales Fiasko. Auch viele andere Versuche verliefen ähnlich. Ich habe dann Betriebswirtschaft studiert, obwohl ich davon Träumte Architektin zu werden. Warum ich es nicht gemacht habe: aus demselben Grund. Ich habe in meinem Beruf sehr viel erreicht und bin eigentlich sehr zufrieden damit, dass ich diesbezüglich auf meine Eltern gehört habe. Zwar blättere ich auch heute noch nostalgisch in Architektur Fachzeitschriften, aber das blieb bei einem Hobby. Ich wäre sicherlich eine mittelmäßige Architektin gewesen. Es fehlt mir, wie bei vielen anderen Sachen, das Talent dazu. Aber ich war und bin sehr gut in allem was mit Zahlen zu tun hat. Dafür passt mir mein Job wie ein Handschuh.
Wenn es im Leben Entscheidungen zu treffen gibt, sollte man sich erstmal selber sehr gut kennen, denn Wunsch und Wirklichkeit liegen oft meilenweit auseinander. Yoga hat sehr viel zu meiner Selbstfindung beigetragen. Durch Meditation und Körperbeherrschung lernt man sich selbst bis ins kleinste Detail kennen