Ich war die Königin der Unstetigkeit und weiss wovon ich rede, wenn ich sage es fällt schwer eine regelmäßige Yogapraxis zu etablieren.
An manchen Tagen habe ich bis zu vier Stunden geübt und dann aber auch wieder mal eine ganze Woche lang gar nicht- eben gerade so nach Lust und Laune. Mittlerweile ist das anders. Nach vielen Jahren ist es mir gelungen endlich #yogaeverydamnday in mein Leben zu integrieren. Lieber nicht so viel und dafür regelmäßig ist mein Schlüssel zum Erfolg. Zusätzlich hilft es mir sehr, dass ich die Praxis an meinen natürlichen Zyklus als Frau anpasse. Ich bin einfach nicht jeden Tag in der Stimmung voll Power durchzustarten und manchmal reicht es ja auch die Beine 90° an die Wand zu legen und tief durchzuatmen.
“One of the hardest parts about Yoga is getting on the mat.”
Sri K. Pattabhi Jois
Dieses bekannte Zitat verweist darauf, wie schwer es ist, sich regelmäßig auf die Matte zu begeben. Es gibt tausend gute Gründe warum Du gerade heute nur einmal kurz aussetzen könntest. Am nächsten Tag fällt die Überwindung dann noch schwerer und am Ende gewinnt der innere Schweinehund und Du übst die ganze Woche nicht. Dabei wolltest Du doch dieses Jahr viel disziplinierter sein und wieder richtig fit werden…
Ich bin fest davon überzeugt, dass – wenn wir wirklich Spaß an der Yogapraxis haben – wir ganz automatisch jeden Tag üben wollen, ohne uns überwinden zu müssen. Spaß haben wir dann, wenn wir uns selbst in unserem Körper sinnlich genießen können und die kreisenden Gedankenbewegungen zur Ruhe kommen.
Die Realität sieht oft anders aus: schmerzverzerrte Gesichter und eine Wettkampfatmosphäre, untermalt mit einem pochenden House Beat prägen so einige Stunden.
Sicherlich hat ein knackiger Flow mit cooler Musik seine Berechtigung ,also bitte nicht falsch verstehen – ich sage nur, dass es den Weg zu einer genussvollen, regelmäßigen Yogapraxis für Anfänger nicht gerade leichter macht.
Insbesondere am Anfang finde ich es super wichtig ohne Musik zu üben, um wirklich mit Deinem Atem in Kontakt zu kommen. Außerdem empfehle ich Dir den effizienten Einsatz von Yogazubehör, da es Dir hilft Deinen Körper wirklich so anzunehmen wie er ist.
Denke immer daran es ist egal wie es aussieht. Hauptsache es fühlt sich gut an.
Und wenn es sich gut anfühlt, wirst Du es automatisch immer wieder machen wollen. Und selbst wenn Du es nicht willst wird Dein Körper es wollen und ganz unwillkürlich beginnst Du Dich zu dehnen und zu strecken bis Du einfach nicht mehr anders kannst als mit dem Sonnengruß anzufangen.
Inhaltsverzeichnis
Meine zwei Geheimtipps für Dich und Deine regelmäßige Yogapraxis
1#Tipp1
Für diese Tage, an denen Du wirklich mal keinen Bock auf Yoga hast: Beginne mit Deinem Lieblingsasana und dann mal sehen… entweder es bleibt dabei oder Du merkst, dass Du doch gerne noch ein bisschen weiter machen würdest. Aber wenigstens Dein Lieblingsasana muss sein. So trickst Du Deinen inneren Schweinehund aus.
2#Tipp2
Übe mit einem tollen Online Yoga Kurs, der Dich motiviert und Spaß macht. Wichtig dabei sind kurze, überschaubare Einheiten, die Du auch wirklich in Deinen Alltag integrieren kannst. Das gefällt mir besonders gut an dem neuen Online Yoga Kurs mit Annika Isterling.
Und jetzt habe ich für Euch noch einige meiner Berliner Lieblings Yogalehrer zu diesem Thema befragt. Sie verraten uns ihr persönliches Geheimnis, wie sie es jeden Tag auf die Matte schaffen und außerdem noch ihr Lieblingsasana. Viel Spaß dabei:
Motivations-Geheimtipp von Dennis Kruse
Dennis Kruse praktiziert seit 15 Jahren Yoga, ist Dipl. Yogalehrer und Inhaber des wunderschönen Sinnlicht Yogastudios im Prenzlauer Berg.
Milena: Welches ist Dein Lieblingsasana und warum?
Dennis: Die Stellung des Kindes ist meine Lieblingsasana, weil ich mich in dieser Position gut erden kann. Diese Übung dient als Einstieg in die tägliche Yogapraxis. Hier kann ich meinen Atem spüren, mich mit meinem Körper verbinden und loslassen. Die Asana streckt sanft die Wirbelsäule bzw. Wirbelkörper, massiert die Bauchorgane durch Druck der Oberschenkel. Ausserdem entspannt es den Nacken und die Schultern. Hierbei verbinde ich mich mit meinem inneren Kind.
Milena: Gibt es Kontraindikationen? Oder die Möglichkeit mit Hilfsmitteln zu adaptieren?
Dennis: Schwangere sollten darauf achten, dass sie die Beine zur Seite öffnen um den Bauch platz zu machen. Auch bei Knieproblemen kann es ratsam sein, Dir eine Decke unter die Knie zu legen und gegebenenfalls die Arme nach vorne auszustrecken.
Es ist wichtig, dass Du den Kopf ablegst, um Nacken und Halswirbel zu entlasten. Wenn Dir der Boden unangenehm ist, nimm einen Yogablock für die Stirn oder dreh den Kopf zur Seite für einen besseren Atem.
Milena: Wie schaffst Du es jeden Tag auf die Matte? Teile Deinen ganz persönlichen Geheimtip mit uns!
Dennis: Mein persönlicher Geheimtipp ist: Mich jeden morgen daran zu erinnern wie schön es ist sich auf die eigene Yogapraxis zu freuen. Ich habe es mir angewöhnt morgens heisses Wasser zu trinken, ein Räucherstäbchen und eine Kerze zu entzünden.
Zu diesen Ritualen gehört es auch mich morgens auf meine Matte zu begeben und mir meines Atems und meines Körpers bewusst zu werden. Ich sage mir einfach im Geiste, dass es schön ist, dass ich mir Zeit nehme für mich selbst, für mein Leben. Ich schaffe mir diesen Moment, weil ich dadurch gestärkt und voller Zuversicht in den Tag gehen kann.
Durch Ein und – Umbrüche bin ich zum Yoga gekommen, ich suchte etwas um zur Ruhe zu kommen und mich zu erden. Yoga hilft bei all den Hochs und Tiefs in meinem Leben Stabilität zu schaffen, mich zu spüren und neue Energien zu erzeugen. Durch die tägliche Praxis erhalte ich mir Gesundheit, Freude und Kraft für das tägliche Allerlei.
Motivations-Geheimtipp von Claudia
Claudia von TriYoga praktiziert seit 25 Jahren Yoga und ist Mutter von drei Kindern. Sie kennt die Herausforderungen eines bewegten Alltags. Ihr Motto: Genieße den Moment! In the Flow!. Mit diesem Motto schafft Sie sich ganz ohne Druck jeden Tag aufs Neue eine kleine Auszeit auf der Matte. Sie veranstaltet Yogareisen und unterrichtet Yoga Klassen in Berlin.
Milena: Wie bist Du zum Yoga gekommen?
Claudia: Irgendwann hatte mich der Alltag da, dass ich von einem zum andern sprang, meine Dinge erledigte, aber eben nur erledigte, ohne dabei großen Spaß zu haben! Das war der Moment an dem ich entschied, dass sich etwas ändern muss.
Zu diesem Zeitpunkt traf ich meine Yoga Lehrerin, Urvasi Leone, die mich mit Atemtechniken vertraut machte. Und auch betonte, dass diese möglichst regelmäßig auszuführen seien.
Ich gab dem Ganzen eine Chance und etablierte ein tägliches Atempensum in mein Leben. Und da begann die Veränderung, denn mit den Atemtechniken veränderte sich meine Übungsweise.
Nach einer gewissen Zeit, zwei Wochen vielleicht, veränderten sich kleine Dinge, nach zwei Monaten noch größere und nach zwei Jahren noch mehr Dinge.
All die unvorhergesehenen Dinge, die mich früher beunruhigten und betroffen machten und mich aus meiner Ruhe brachten, verschwanden aus meinem Leben. Heute ist mein Leben zumeist ein einziger Fluss, den ich genießen kann. Und wenn ich merke, dass ich aus der Ruhe komme, dann versuche ich mich ganz bewusst wieder zu zentrieren durch Atemübungen und Meditation.
Milena: Hast Du einen Tipp für alle, denen die regelmäßige Yoga-Praxis noch schwer fällt?
Claudia: Wichtig dabei ist, dass Du Dir nicht zu viel vornimmst, es aber ganz oben auf die Liste setzt was Du am Tag machen möchtest.
Wenn Du Yoga und Atemübungen in Deinem Leben integrieren möchtest, ist es gut Dir eine gewisse Zeit vorzunehmen, die Du Dir dafür gönnen möchtest und dies auch dann möglichst zum Tagesbeginn gleich zu machen. Denn dieses Erlebte wird Dich durch den Tag tragen mit der Ruhe, die Du dabei erfahren hast.
Diese täglichen Übungen können auch variieren manchmal sind Atemübungen wichtiger, manchmal körperliche Übungen.
Hier spüre ich vor allen Dingen in mich hinein und stelle dann auch meine Körperübungen entsprechend zusammen. Manchmal habe ich ein Thema, eine Herausforderung, die ich dabei angehe. Manchmal lass ich mich einfach von meiner Intuition inspirieren.
In meinen Yoga Stunden versuche ich den Schülern auch viel Atemübungen beizubringen und ebenso auch, dass der Atem sie durch den Tag trägt.
Motivations-Geheimtipp von Mitra Deva
Mitra Deva ist ein leidenschaftlicher TriYogi und auch bekannt als MD Vegan mit seinen tollen und leicht zuzubereitenden Rezepten auf YouTube. Mitra hat mit seinen delikaten Speisen schon viele bekannte Yogalehrerinnen begeistert, darunter auch Kali Ray und Christiane Wolff.
Milena: Was bedeutet Yoga für Dich?
Mitra: Yoga ist das Auflösen der Gedankenwellen – yogas citta vritti nirodha. So beginnen die klassischen Yoga-Sutras, der bedeutendste Text der Yogaliteratur.
Milena: Was ist Dein Lieblings Asana?
Mitra: Asana ist eine bequeme Haltung. Bequem, weil Yoga Gewaltlosigkeit voraussetzt. Meine Lieblingshaltung ist der Lotussitz – Padma Asana. Durch tägliches Üben ist er mir zur zweiten Natur geworden. Das bedeutet, ich fühle mich wohl, kann auf die Reise nach Innen gehen und meditieren. Der Meditierende erlangt nach Yogini Kaliji die Kraft, das Zusammenspiel der 3 Operationen des Geistes zu beobachten: Selbsterkenntnis erwacht, und man erfährt das glückselige Bewusstsein.
Milena: Was genau sind die 3 Operationen des Geistes?
Mitra: Manas ist der Bildschirm des Geistes, auf dem alle Informationen beobachtet werden. Manas ist auch das Aufnahmegerät des Geistes, der alle Eindrücke speichert. Sie werden bei Bedarf aktiviert und dann aufgelöst, wenn wir ihnen keine Aufmerksamkeit mehr schenken. Das heißt nirodha.
Citta ist die Erinnerungsbank des Geistes, oder das Unterbewusste. Wenn keine oder weniger neue Eindrücke aufgezeichnet werden, kann das Unterbewusste vergangene Erfahrungen, Bilder oder Vorstellungen auf den geistigen Schirm projizieren.
Buddhi ist das Unterscheidungsvermögen, der Intellekt. Er hat 3 Stadien. Zuerst die reine Intuition, die innere Stimme, die alle Illusionen und Unwissenheiten durchtrennt. Das 2. Stadium von Buddhi nimmt den Lauf der Handlungen wahr. Die Probleme werden durch Argumentieren und Schließen gelöst. Das dritte und niedrigste Stadium reagiert einfach auf die Eindrücke auf dem geistigen Schirm. Es ist die instinktive oder unbewusste Aktion oder Reaktion, so wie wenn man die Hand von der heißen Herdplatte zurückzieht.
Die 3 geistigen Operationen arbeiten so schnell zusammen, dass sie wie eine erscheinen. Manas empfängt die Informationen, Citta liefert die Erinnerungen und Buddhi unterscheidet. Wenn zum Beispiel ein Sinnesobjekt auf dem geistigen Schirm erscheint, wird es von Buddhi bestimmt. Das Ich (Ahankara) identifiziert sich mit dem Objekt. Verschiedene Erinnerungen oder Eindrücke kommen von Citta an die Oberfläche, die sich auf die gegenwärtige Erfahrung beziehen. Buddhi überblickt die Information, um den besten Handlunsgverlauf zu bestimmen.
Wenn Ahankara die richtige Handlung durchführt, nimmt die Willenskraft zu und mit der Zeit wird es leichter, der inneren Stimme zu folgen. Basiert die Entscheidung auf dem niederen Geist, beeinflusst von Umständen, Impuls, Emotion oder vergangenen Angewohnheiten, dann ist der entstehende Eindruck eine Schwäche, die sich wiederholen wird und das Unterscheidungsvermögen schwächt.
Um mit der Meditationsübung zu beginnen, wird man zum Beobachter. Das Ich (Ahankara) beobachtet die 3 Funktionen des Geistes. Während dieses Zustandes der Zeugenschaft dämmert höheres Wissen. Durch das Aufrechterhalten des Zeugenstandes erweitert sich das Bewusstsein und das ICH-BIN realisiert den kausalen Körper, die Hülle der Glückseligkeit. Jemand, der in seligem Bewusstsein verweilt, ist Zeuge des “ICH BIN SELIG”, Asmita Samadhi. Ahankara löst sich auf in Seligkeit, erkennt seine Quelle, die Seele und seine dreifache Manifestation, Satcitananda.
Die Seele (Atman) verwirklich sich als Zeuge. Sie beobachtet die drei Körper und die drei geistigen Funktionen. Wenn die Seele die Welt projiziert, heißt das individuelle “Ich” Ahankara. Wenn das “Ich” nach Innen geht, heißt es Seele. Als “ICH BIN” spiegelt die Seele den nicht-dualen Zeugenstand wider, so wie der Mond die Sonne widerspiegelt.
Milena: Was ist, wenn man den Lotussitz nicht einnehmen kann?
Mitra: Viele Menschen, besonders in der westlichen Kultur, können den Lotussitz nicht ohne Weiteres einnehmen. Das kann einfach mit Veranlagung zu tun haben oder auch mit schlechter Haltung, unzureichender Ernährung, Krankheiten, Unfällen, Traumata und anderem. Der Lotussitz ist aber nicht notwendig, um Erleuchtung zu erlangen. Es geht vor allem darum, sich wohlzufühlen und eine Haltung einzunehmen, in der wir uns entspannen können, damit wir uns ganz auf die Atmung und uns selbst konzentrieren können, ohne dass wir von körperlichen Empfindungen abgelenkt werden.
Das Wort Asana bedeutet im klassischen Yoga eine bequeme und stabile Haltung, in der der Atem rhythmisch fließt. Im weitesten Sinne kann das jede Haltung sein, in der ich mich wohl fühle. Nehmen wir zum Beispiel Kinderyoga. Kinder haben große Freude daran, sich zu bewegen. Und weil es schnell anstrengend für sie werden kann, still oder gerade zu sitzen, könnte sogar ein Sitz mit gebeugtem Rücken für Kinder besser zur Meditation geeignet sein.
Milena: Du bist ja ein ganz überzeugter TriYogi. Was fasziniert Dich an diesem Stil so sehr?
Mitra: Die Grundlagen des TriYoga sind Entspannung in der Bewegung, wellenförmige Bewegung der Wirbelsäule und Ökonomie der Bewegung. Durch den systematischen Ansatz können die Studierenden bei Basics bleiben oder zu weiterführenden Stufen fortschreiten. Auf jeder Stufe erweitern die Studierenden ihr Wissen von Stellung und Flow, so wie Kraft, Dehnbarkeit, Ausdauer und Atemkontrolle. Bleibt die Achtsamkeit auf alle Aspekte des Übens, werden die körperliche Bewegung, Atem und Mudra harmonisiert, und auf natürliche Weise entsteht der innere Flow.
Milena: Verrätst Du uns Dein Geheimnis, wie Du es jeden Tag auf die Matte schaffst?
Mitra: In meinem Tagesablauf habe ich für jeden Tag eine feste Zeit für TriYoga eingeplant, die sich harmonisch in meinen Alltag einfügt. Man könnte meinen, die tägliche Praxis koste Zeit, tatsächlich aber gewinne ich durch regelmäßiges Üben Zeit, weil ich lerne, mich besser zu konzentrieren und weniger Zeit zu vergeuden. Auch eine leckere und gesunde vegane Ernährung ist Teil meiner regelmäßigen TriYoga-Praxis. Jeden Tag teile ich neue Videorezepte auf meinem YouTube-Kanal.
Hi, Milena. Sehr schöner Artikel. Den täglichen Kampf mit dem inneren Schweinehund kenne ich (leider) nur zu gut. Bei mir klappt das Lesen von Motivationszitate relativ gut. Ich habe mir extra ein kleines Set zusammen zusammengestellt, ausgedruckt und an die Wand gepinnt. Immer wenn ich mich auf die Couch setze, dann sehe ich sie, was mir einen mentalen Schupser verpasst :D.
LG, Juliane
Liebe Juliane,
habe eben erst dein Kommentar entdeckt… super Idee! liebe Grüße Milena