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Was ist eine zweckgebundene Meditation?
Dies ist der dritte Artikel unserer Artikelreihe “Zweckgebundene Meditationen”. Hier geht es zu Teil 1 (Meditationen gegen Antriebslosigkeit und negative Gedanken) und Teil 2 (Meditationen gegen Kraftlosigkeit und geistige Übermüdung). findest du .
Im Kundalini Yoga gibt es eine große Reihe an zweckgebundenen Meditationen gibt. Kundalini Yoga wurde von Yogi Bhajan in den 1960er-Jahren in den Westen gebracht und gilt als die Yogaform mit dem größten Heilungspotenzial. Es basiert auf der Kundalini-Energie, die als heilende und energetisierende Kraft an der Basis der Wirbelsäule schläft und durch geeignete Atem- und Körperübungen zum Fließen gebracht wird.
Bildlich wird die Kundalini oft als aufgerollte Schlange dargestellt, die, wenn sie erweckt wird, emporsteigt und zu mehr Lebendigkeit, Energie und Gesundheit verhilft. Der Begriff »zweckgebundene Meditation« klingt erst einmal wie ein Widerspruch in sich.
Die grundlegendste Meditation besteht einfach darin, zu sitzen, zu atmen und still zu werden, die Gedanken vorbeiziehen zu lassen; es ist ein anstrengungsloses Tun, ein Nicht-Reagieren.
Zur Verfeinerung dieser Basismeditation gibt es jedoch viele Mudras (Hand- und Fingerhaltungen), Konzentrationspunkte (zum Beispiel auf die Nasenspitze, den Punkt zwischen den Augenbrauen oder den Scheitelpunkt), sowie Mantras (durch ihren Klang wirkende heilige Worte oder Verse), die gesungen, gedacht oder geflüstert werden können und deren Kombination eine bestimmte Wirkung hervorruft.
Mantra bedeutet »Projektion des Geistes«. Daher erscheint es mir wichtig, nicht nur fremdartige Klanggebilde zu nutzen, sondern auch moderne Mantras und positive Affirmationen zu verwenden. Diese auf Heilung zielenden Worte und Sätze werden in den stillen Meditationen wiederholt, um das Unterbewusstsein umzuprogrammieren. Sie wirken wie Saatkörner, die im meditativen Zustand gepflanzt werden und im Alltag weiterwachsen können.
Bei den meisten Meditationen handelt es sich um uralte Überlieferungen, denn einst war Kundalini Yoga eine Geheimwissenschaft, die nur vom Lehrer an den Schüler weitergegeben wurde. Ich habe einige dieser mir besonders wichtig erscheinenden Meditationen in unterschiedliche Themenbereiche eingeteilt – wobei die Übergänge fließend sind – und sie teilweise an unsere heutige Zeit angepasst.
Im heutigen Artikel lernst du zweckgebundene Meditationen bei Unausgeglichenheit und schwachen Nerven und Konflikten/ schwierigen Situationen.
1Meditationen bei Unausgeglichenheit/ schwachen Nerven
Diese Meditation hilft dir dabei, einen ruhigen Geist und starke Nerven zu erlangen. Sie unterstützt dich darin, dich nach außen gegen Unvernunft und Irrationalität zu schützen. Sie ist eine der Meditationen, die Yogi Bhajan im heutigen Zeitalter der Informationsüberflutung speziell für geistige Ausgeglichenheit lehrte.
Sitzposition
Setz mit gerader Wirbelsäule im Schneidersitz oder in einer anderen bequemen Sitzposition.
Zeitdauer
Elf Minuten
Ausführung, Atem und Mudra
Halte die linke Hand in Höhe der Ohren und bringe Daumen und Ringfinger so zusammen, dass die Fingerkuppen sich berühren, nicht jedoch die Fingernägel. Dieses Mudra heißt Surya Mudra,es regt die Sonnenenergie im Körper an. Frauen legen die rechte Hand in den Schoß, wobei sich die Kuppen von Daumen und kleinem Finger berühren – dies ist das Buddhi Mudra für Kommunikation. Für Männer ist die Handhaltung genau umgekehrt: Die linke Hand liegt im Schoß, die rechte ist erhoben. Atme lang und tief, aber nicht kräftig und schaue den Gedanken dabei zu, wie sie wie Wolken im Wind vorüberziehen – Du beobachtest sie. Sie können aber deinen Lauf nicht beeinflussen.
Fokus
Die Augen sind fast vollständig geschlossen und du blickst in Richtung des Punktes zwischen und etwas oberhalb der Augenbrauen.
Abschluss
Am Ende der Meditation atmest du tief ein, öffnest die Finger, hebst die Hände über den Kopf und schüttelst sie kräftig für einige Minuten aus. Dann lasse sie entspannt sinken.
2Meditationen bei Konflikten und schwierigen Situationen
Dies ist eine sehr einfache und alte Meditation, um innere Konflikte zu lösen und einer schwerwiegenden Situation gewachsen zu sein. Es ist eine Meditation, während derer du nur zu beobachten brauchst, welche Veränderungen du durchläufst. Du überwachst dich quasi selbst, es ist reine Psychotherapie. Wesentlich ist der Atem: In dem Moment, da der Körper merkt, dass kein Atem mehr vorhanden ist, beginnt er sich auf eine höchst wirksame Weise anzupassen. Wenn der Atem lange genug ausgehalten und kein Prana mehr zugeführt wird, dann beginnt der Organismus, sich neu zu organisieren. Auf der psychischen Ebene arbeitest du an deiner Angst vor dem Tod, denn nicht mehr einatmen zu können ist damit assoziiert. Indem du übst, den Atem auszuhalten, verminderst du die Angst vor dem Sterben.
Sitzposition
Im Schneidersitz mit gekreuzten Beinen
Zeitdauer
Wenn du einer sehr schwierigen Situation gegenüberstehst, werden fünf Minuten dieser Meditation dafür
sorgen, dass du der Lage gewachsen bist.
Ausführung, Atem, Fokus und Mudra
Drücke die Hände auf die Brust, die Finger zeigen dabei zueinander. Die Hände sind entspannt, die Finger lang ausgestreckt und liegen dicht beieinander. Versuche, alle Anspannung in Armen und Händen loszulassen. Atme fünf Sekunden lang aus und halte den Atem dann fünfzehn Sekunden lang aus. Zähle dabei jeweils bis fünf bzw. fünfzehn. Atme wieder ein und beginne von vorn.
Fokus
Schließen Sie die Augen beinahe vollständig.
Abschluss
Atme ein letztes Mal ein und aus und entspanne die Hände im Schoß. Halte die Augen geschlossen und visualisiere die schwierige Situation, der du gegenüberstehst, als gelöst.
[yellowbox]Buchtipp: Die vorgestellten Meditationen aus diesem Beitrag stammen aus dem Buch Kurz-Meditationen für die alltäglichen Krisen und Notfälle. Hier bekommst du schnelle Helfer bei Antriebslosigkeit, negativen Gedanken, Kraftlosigkeit oder geistige Übermüdung durch Mudras und Mantras.[/yellowbox]